Im Gespräch mit Jürgen Michael Schick

Magazin / Experten

Es muss nicht immer der moderne Neubau sein: Wer in Immobilien investieren will, findet in Zinshäusern als Bestandsimmobilien eine
interessante Möglichkeit, etwa zur Altersvorsorge, sagt IVD-Präsident Jürgen Michael Schick. Er erklärt, worauf es bei der Auswahl ankommt.

Herr Schick, „Zinshäuser“ hört sich nach „anno dazumal“ an. Spricht man heute noch davon?

Gemeint ist damit, was die Berliner Miethaus nennen, also das klassische Wohnoder Geschäftshaus, das überall in der Innenstadt in geschlossener Bauweise steht. In
Hamburg oder Wien heißen die Mehrfamilienhäuser schon immer Zinshäuser.

Berlin ist ja bekannt als „Stadt der Mieter“. Sind Zinshäuser eine Berliner Erfindung?

Nein, diese Mehrfamilienhäuser waren bereits vor 1900 für das wohlhabende Bürgertum in den Städten eine beliebte, weil sichere und in ihrem Wert kontinuierlich steigende Kapitalanlage. Am Stadtrand gibt’s die Ein- und Zweifamilienhäuser, in der Innenstadt dominieren in allen Städten die Mehrfamilienhäuser. Aber der Markt für Zinshäuser in Berlin ist der mit weitem Abstand größte Markt dieser Art in der Bundesrepublik.

Für solch ein Investment braucht man bestimmt ein gehöriges Vermögen. Heutzutage will man ja eher flexibel sein. Was spricht dafür, soviel Kapital in eine einzige Anlageform zu stecken?

Die Investition in eine vermietete Immobilie ist eine Sachwertanlage und damit eigentlich eher konservativ und stabil. Zinshäuser garantieren nach wie vor sichere Einnahmen durch stabile oder auch wachsende Mieterträge. Zudem zeichnen sie sich durch eine anhaltend positive Wertentwicklung aus. Langfristig soll ein Haus entschuldet
werden und am Ende sichere Erträge erwirtschaften, zum Beispiel als Altersvorsorge. Ein gewisses Eigenkapital ist natürlich
nötig, um überhaupt ein Darlehen bei einer Bank zu erhalten und um die Instandhaltung bewerkstelligen zu können.

Die Energiewende macht sich jetzt schon konkret in neuen Gesetzen und Verordnungen bemerkbar. Rollt da nicht eine Lawine auf diejenigen zu, die ältere Mietshäuser besitzen?

Sehr viele Zinshäuser sind in den letzten Jahren bereits in wesentlichen Bereichen energetisch ertüchtigt worden. Ich denke da an den Austausch von alten Heizungen,
den Einbau neuer Fenster, die Dämmung von Fassaden oder Kellerdecken. Denn das macht ja Sinn für Mieter und Vermieter und fürs Klima.

Ist nicht der Kauf von Neubau-Mehrfamilienhäusern die cleverere Lösung? Oder gibt es solche neuen Zinshäuser gar nicht, weil alle nach Eigentumswohnungen rufen?

Neubau-Immobilien bieten eine Chance, moderne, energieeffiziente und gut vermietbare Häuser zu erhalten. Ein Investor hat die Wahl zwischen Bestandsimmobilien und
Neubauten. Grundlegend für ein erfolgreiches Investment in Zinshäuser sind der Standorten, ihre Größe und Bausubstanz und auch der Vermietungsgrad.

Mitten in Berlin sind Immobilien ganz schön teuer. Wo sind die kommenden Lagen, in denen es sich jetzt lohnt, ein Zinshaus zu kaufen?

Sie haben Recht, in vielen Innenstadtquartieren sind die Preise in den letzten Jahren gestiegen. Stadtteile etwas außerhalb des
S-Bahn-Rings sind eine Alternative mit interessantem Preisniveau. Auch das sind Lagen, in denen die Menschen in den nächsten Jahrzehnten gerne wohnen wollen.

 

Das Interview führte Barbara Kunkel

Dieser Beitrag wurde in der Berliner Zeitung „Immobilienwelten“ in der Ausgabe Nr. 8 am 22./23. Februar 2020 veröffentlicht.

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