In den digitalen Mieterdiskurs einsteigen

Magazin / Expertenbeiträge

Von Jörg Homann, Geschäftsführer, Institutional Investment Group (2IG)

Die Kommunikation in den sozialen Medien findet permanent statt und betrifft sämtliche Lebens- und Geschäftsbereiche. Auch Asset und Property Manager von Wohnimmobilien können sich dem nicht entziehen, denn sowohl Gebäude als auch die Vermieter selbst stehen bei Diskussionen in den Netzwerken oftmals im Mittelpunkt. Besonders jüngere Mieter nutzen die verschiedenen digitalen Plattformen zum Austausch über die eigene Wohnsituation. Längst existieren Facebook- und WhatsApp-Gruppen, in denen die Mieter einer Immobilie, eines Quartiers oder einer Siedlung Neuigkeiten und Erfahrungen austauschen. Vorherrschende Themen in den Gesprächen sind oftmals Mängel und Beschwerden.

Funktioniert etwas nicht, ist es ein natürlicher Reflex, Rat und Zustimmung im Umfeld einer Interessengemeinschaft zu suchen. Entsprechend benannte Gruppen-Threads bekommen große Aufmerksamkeit, denn eine Überschrift, die eine vermeintliche Fehlfunktion im eigenen Gebäude beanstandet, wirkt wie ein digitales Alarmsignal. Nicht selten mündet diese Aufmerksamkeit in starke Solidarität. Ähnliche Erfahrungen und Assoziationen werden summiert und mit weiteren Unzufriedenheiten angereichert, die nicht unmittelbar mit der eigentlichen Beschwerde im Zusammenhang stehen. Gegenmeinungen im Sinne des Vermieters werden in solchen Kontexten eher selten geäußert.

Bald sind alle Voraussetzungen des „Shitstorms“ erfüllt. Dieser geht einher mit einem Imageverlust nicht nur des Property Managers, sondern auch des Vermieters respektive des Investors. Dabei kann der digitale Sturm der Entrüstung eine Eigendynamik annehmen, was die Hemmschwelle für zukünftige Beschwerden sinken lässt. Im schlechtesten Fall hat der Property Manager gar keine Möglichkeit, der digitalen Eskalation frühzeitig entgegenzuwirken, da ihn niemand in die Gruppe eingeladen hat. Zielführend im Sinne einer Lösung des eigentlichen Problems ist all dies nicht unbedingt. Um zu erreichen, dass im Netz nicht nur über, sondern auch mit dem Vermieter kommuniziert wird, ist es notwendig, das Thema Social Media offensiv anzugehen und selbst zu gestalten. Der Vermieter muss einsteigen in den digitalen Mieterdiskurs über das Wohnen in seiner Immobilie.

Der erste Schritt ist, die Struktur vorzugeben, also gewissermaßen das Spielfeld zu wählen und dieses zu reglementieren. Es existieren bereits nutzerfreundliche Apps, in denen sich die Mieter untereinander zu einer digitalen Hausgemeinschaft zusammenschließen können – unter Hinzuziehung des Vermieters. So können Property Manager frühzeitig Informationen sammeln und bleiben besser über den Zustand der Immobilie auf dem Laufenden.

Vor allem Investoren können davon profitieren, denn für sie bedeutet dieses Vorgehen eine Verschlankung des Beschwerdemanagements. Die App würde eine Schnittstelle darstellen, an der alle Kanäle gebündelt werden, über die eine Reklamation eingehen kann. Dies ermöglicht ein effizientes und übersichtliches Reporting. Ein mündlicher Zuruf kann im täglichen Geschäft schnell vergessen werden, selbst eine E-Mail kann untergehen. Ein standardisierter Dokumentationsprozess hingegen wäre zeitgemäß. Auf diesem Weg hätte der Investor nicht nur einen Überblick über die eingegangenen Reklamationen sowie die entsprechenden Reaktionen, sondern zudem die Möglichkeit einer digitalen Qualitätskontrolle der Hausverwaltung und externer Dienstleister, die in dieser Form bislang nicht existiert.

Größte Herausforderung wird es sein, die Mieter von der Installation und Nutzung der Anwendung zu überzeugen. Zwar sind es viele Menschen gewohnt, in diversen Alltagsbereichen Apps zu verwenden. Doch muss dafür ein Mehrwert für den Nutzer sichtbar sein. Es gilt daher, Argumente zu benennen und die Vorteile der Vernetzung bei der Mieterschaft zu bewerben: Aktuelle Informationen wie zum Beispiel Handwerkertermine erreichen sie über eine App schnellstmöglich. Außerdem können Mieter die eigenen Belange jederzeit mit wenigen Klicks an den Vermieter kommunizieren – und erhalten dadurch schnellstmöglich eine Reaktion auf ihre Anfrage.

Eine solche App wäre also Kommunikationskanal und „digitales Schwarzes Brett“ zugleich. Investor und Hausverwalter können auf eine sensible Kommunikation innerhalb der Mieterschaft achten und haben eine neue Grundlage zur objektbezogenen Datensammlung und Dokumentation. Eine Kombination, von der jeder Asset- und Property Manager profitiert.

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