Porträt: City West
Zurück in den Westen
Berlin ist ständig im Umbruch: An vielen Ecken der Stadt drehen sich Baukräne, ganze Stadtteile sprießen aus dem Boden, alte Straßenzüge werden erneuert und neue Gebäude geschaffen. Das trifft auch und vor allem auf die City West zu. Der ehemalige Mittelpunkt West-Berlins
rückt zunehmend wieder in den Fokus der Projektentwickler. Nach der Eröffnung des Waldorf Astoria Anfang des Jahres sind aktuell gleich mehrere weitere bedeutende Bauprojekte im Gange. Sie bringen der City West zum einen mehr Einzelhandelsflächen und Büroräume. Zum anderen schaffen sie auch weiteren Wohnraum in der Stadt.
Geschäftszentrum mit wechselvoller Geschichte
Das Gebiet der City West ist gleichzeitig Shopping- und Ausgehmeile, Forschungszentrum, Kulturstandort, Wohnquartier und Handelszentrum. Es umfasst die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Einkaufsstraßen Tauentzienstraße und Kurfürstendamm sowie den Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche. Die City West wird im Norden vom Tiergarten, im Süden von der Lietzenburger Straße, im Westen vom Stuttgarter Platz und im Osten von der Urania begrenzt. Sie liegt zum größten Teil im Ortsteil Charlottenburg, erstreckt sich jedoch auch teilweise auf die Ortsteile Wilmersdorf, Schöneberg und Tiergarten. Das Gebiet, das kaum ein Berlin-Tourist auslässt, blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Der erste Aufstieg der City West begann bereits Ende des 19. Jahrhunderts. Der damalige „Neue Westen“ wurde in dieser Zeit zu einem immer beliebteren Einkaufs- und Freizeitzentrum, das dem alten Stadtzentrum in Berlin-Mitte zunehmend Konkurrenz machte. In dieser Zeit entstand auch das Kaufhaus des Westens (KaDeWe). In den „Goldenen Zwanziger Jahren“ wurde die heutige City West zum Hauptschauplatz der Epoche. Die Straßen wurden zum Laufsteg für den neuen Schick, Max Reinhardt baute zwei elegante Theater am Kurfürstendamm, und zum Ende der Stummfilmzeit entstanden die Großkinos Marmorhaus, Capitol und Ufa-Palast. Einen weiteren Höhepunkt erlebte das Gebiet während des Kalten Krieges als Mittelpunkt von West-Berlin. Nach dem Fall der Mauer verlor der „Neue Westen“ seinen Status als Stadtmitte. Das Areal rund um die Tauentzienstraße und den Kurfürstendamm blieb zwar eines der wichtigsten Einkaufs- und Geschäftsgebiete der Stadt. Es verlor jedoch an Attraktivität. Ende der neunziger Jahre schien das Gebiet im Verfall begriffen, und Experten diskutierten den Abriss von Kudamm-Karree und Europacenter.
Hochkarätige Bauprojekte in der City West
Diese Zeiten sind jedoch vorbei: Die City West hat Hochkonjunktur. Anfang dieses Jahres titelte die BERLINER MORGENPOST: „Berliner City West feiert ihr Comeback“. Das Gebiet hat sich vor allem als Einzelhandelsstandort einen Namen gemacht. Neben dem KaDeWe haben sich viele Einzelhändler aus dem Hochpreissegment am Kurfürstendamm und an der Tauentzienstraße niedergelassen. Das Projekt Bikini Berlin verspricht, das Shoppingangebot in der City West weiter zu vergrößern. Das denkmalgeschützte Bikinihaus in der Budapesterstraße stammt aus den fünfziger Jahren. 2002 kaufte die Bayerische Hausbau das Gebäude und baut es derzeit zu einem Shopping- und Erlebniszentrum um. Bei einer Gesamtfläche von über 51.000 Quadratmetern sind etwa 17.000 Quadratmeter für den Einzelhandel vorgesehen. Des Weiteren entstehen im Bikini Berlin Büroflächen und Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, unter anderem ein Kino und eine 7.000 Quadratmeter große Dachterrasse. Die Eröffnung des Komplexes ist für Herbst 2013 geplant. Ein weiteres Großbauprojekt in der City West ist das UPPER WEST, ehemals Atlas Tower genannt. Das Gebäude, das für eine Mischnutzung vorgesehen ist, entsteht am Breitscheidplatz und soll eine Höhe von 118 Metern erreichen. Der Projektentwickler STRABAG Real Estate konnte die Hotelkette Motel One bereits als Ankermieter gewinnen. Ein besonderes Highlight soll eine Skybar werden, die das oberste Stockwerk krönen soll. Neben den Flächen für das Hotel und die Büros sind auch 5.500 Quadratmeter für den Einzelhandel vorgesehen. Die City West verfügt über ein aktives Regionalmanagement, das das Gebiet vor allem als Wirtschaftsstandort weiter fördern und dauerhaft etablieren will. Das Regionalmanagement entwickelt zum Beispiel Strategien für den Ernst-Reuter-Platz oder macht mit dem Projekt „Kluge Köpfe“ auf innovative Ideen aus dem Kommunikations-, Marketing- und Medienbereich aufmerksam. Das Förderprogramm „Aktives Zentrum“ ermöglicht zudem verschiedene bauliche Aufwertungsmaßnahmen.Ein weiteres Bauprojekt, das das Gesicht der City West zu verändern verspricht, ist das „, ein neues Wohn- und Geschäftsquartier: Zwischen dem Bahnhof Zoologischer Garten und dem Landwehrkanal sollen auf einer Fläche von 120.000 Quadratmetern ein 160 Meter hoher Wohn- und Geschäftsturm sowie fünf weitere Gebäude von 60 bis 100 Metern Höhe entstehen. Die Pläne dazu stammen von dem Architekten Jan Kleihues und dem Stadtplaner Florian Mausbach, früherer Präsident des Bundesamtes für Bauwesen. Das Vorhaben hat unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Während die Politik vor allem den Wohnungsneubau begrüßt, kam von der Technischen Universität Kritik: Auf dem Gebiet sei ein neues Universitätsgebäude vorgesehen gewesen.
Bildung und Kultur in der City West
Dass die City West sich nicht nur als Geschäftsstandort einen Namen gemacht hat, zeigt ein Blick auf die Bildungs- und Forschungseinrichtungen, die sich dort befinden: Der Campus Charlottenburg gehört zu den größten zusammenhängenden innerstädtischen Universitätsarealen in Europa. Mit der Universität der Künste Berlin und der Technischen Universität Berlin sind hier zwei große internationale Universitäten vertreten. Vier Institute der Fraunhofer-Gesellschaft und vielen kulturelle Einrichtungen bieten ideale Bedingungen für die 34.000 Studierenden der beiden Universitäten.
Steigende Einwohnerzahlen
Die City West wird als Wohnquartier immer beliebter. Neben dem breiten Angebot an Einkaufsmöglichkeiten profitieren Anwohner von einer guten Infrastruktur: Der Bahnhof Zoologischer Garten bietet nicht nur U-Bahn- und S-Bahn-Anbindungen, sondern auch Zugang zum Regionalverkehr. Der Tiergarten, der an die City West grenzt, eröffnet gute Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und bildet einen Gegenpol zu den geschäftigen Einkaufsstraßen. Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf, in dessen Gebiet der größte Teil der City West fällt, verzeichnete von 2007 bis 2012 einen Einwohnerzuwachs von 3,1 Prozent. Dass auch speziell die City West als Wohnquartier immer beliebter wird, spiegelt sich in den Mieten wider. Wie der WohnmarktReport 2013 von GSW und CBRE zeigt, liegen die Angebotsmieten im Median in fast allen Gebieten der City West oberhalb dem Berliner Median. Die Gebiete um die Sybelstraße, den Olivaer Platz und den Ludwigkirchplatz sind dabei Spitzenreiter: Hier liegt der Median der Kaltmiete bei 10 Euro je Quadratmeter. Ebenfalls hohe Angebotsmieten, die knapp unter 10 Euro pro Quadratmeter liegen, werden für Wohnungen um den Savignyplatz (9,88 Euro je Quadratmeter), den Winterfeldtplatz (9,46 Euro je Quadratmeter) und den Viktoria-Luise-Platz (9,24 je Quadratmeter) gefordert.