Stadtteilporträt Friedenau

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Eine idyllische Großstadtoase

Friedenau feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum: Seit 140 Jahren gibt es den Ortsteil im heutigen Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Friedenau besticht vor allem durch seine attraktive Lage: Mitten in der Großstadt gelegen, vermittelt es seinen Bewohnern dennoch das Gefühl, in einer Kleinstadt oder auf dem Dorf zu leben.

Die Vision eines neuen Ortsteils

Friedenau ist ein besonderer Berliner Ortsteil – das zeigt sich schon an seiner Enstehungsgeschichte. Anders als die meisten Ortsteile der Hauptstadt entwickelte sich Friedenau nicht aus einem historischen Dorfkern, sondern wurde in der Wilhelminischen Zeit vom Hamburger Kaufmann und Großgrundbesitzer Johann Anton Wilhelm von Carstenn als Villenvorort konzipiert. Friedenau entstand auf dem Reißbrett, was bis heute am symmetrisch gestalteten Straßennetz erkennbar ist. Vom zentralen Friedrich-Wilhelm-Platz führen die Straßen strahlenförmig in alle Himmelsrichtungen. Ein hufeisenförmiger Ring legt sich um den zentralen Platz und wird im Norden durch eine in West-Ost-Richtung verlaufende Achse geschlossen. Dieses städtebauliche Merkmal Friedenaus wird als „Carstenn-Figur“ bezeichnet.

Auch an einigen Gebäuden ist der Reißbrett-Charakter erkennbar. Carstenn plante Friedenau als Villenvorort englischen Stils, und so mussten sich die Grundbesitzer – unter ihnen Pensionäre, Beamte, Künstler, Lehrer und Literaten – verpflichten, nur Stadtvillen zu errichten. Der Bau von Mietshäusern war zu Beginn der Bebauung Friedenaus 1871/72 untersagt. Einige dieser Villen und Landhäuser sind bis heute erhalten geblieben. Die bescheidenen Häuser mit ihren kleinen Gärten finden sich vor allem in der Nied-, Albe- und Handjerystraße.

Landhäuser und Villen weichen Mietshäusern

Der zunehmende Wohnraummangel in Berlin beendete die Zeit Friedenaus als Villenvorort. Nach Erlass einer neuen Bauordnung im Jahr 1887 wurden viele Villen abgerissen und stattdessen Mietshäuser mit bis zu fünf Stockwerken errichtet.

Aufgrund der zunehmenden Bevölkerungszahl wurden bis 1914 nahezu alle Friedenauer Grundstücke bebaut. Die neu entstandenen Miethäuser waren für die damalige Zeit gut ausgestattet: Sie verfügten über Vorgärten, Personenaufzüge und verhältnismäßig große Wohnungen. Die meisten Gebäude des Ortsteils stammen vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Bis heute prägt der fast einheitliche Baubestand das Straßenbild. Fast 200 Objekte stehen mittlerweile unter Denkmalschutz und verleihen Friedenau seine besondere, gutbürgerliche Atmosphäre.

Jedoch ging der Zweite Weltkrieg auch an Friedenau nicht spurlos vorüber. Zerstörte Gebäude wurden durch Neubauten ersetzt, die von den Bewohnern teilweise als Fremdkörper wahrgenommen werden. Aus dem sonst sehr homogenen Stadtbild ragen sie vor allem deshalb heraus, weil auf denkmalpflegerische Aspekte beim Wiederaufbau nach dem Krieg nur wenig geachtet wurde.

Die einfachen Landhäuser und die mehrstöckigen Mietshäuser aus der Wilhelminischen Zeit führten dazu, dass Friedenau 1986 zum Erhaltungsgebiet erklärt wurde. „Das spannungsvolle Nebeneinander der verschiedenen Bauweisen des ausgehenden 19. Jahrhunderts“ soll laut der Friedenauer Erhaltungsverordnung bewahrt und geschützt werden. Dazu zählen beispielsweise auch die typischen Vorgärten, die heute noch oft von den ursprünglichen schmiedeeisernen Zäunen umgeben sind.

Trendviertel mit überdurchschnittlichen Mietpreisen

Nach Einschätzung von Immobilienscout24 besitzt der Berliner Immobilienmarkt ein insgesamt hohes Potenzial für eine wachsende Nachfrage nach Mietobjekten und steigende Mietpreise – insbesondere in den Trendvierteln der Stadt. Solche identifizierten und analysierten die Immobilienprofis im Auftrag von Handelsblatt Online. Zu diesen zählt der Ortsteil Friedenau, der vor allem mit einer überdurchschnittlichen Nachfrage nach Mietwohnungen punktet. Auch in den Kategorien „Absoluter Mietpreis“ und „Absoluter Kaufpreis“ liegt Friedenau leicht über dem städtischen Durchschnitt. Das beschert dem Ortsteil eine Platzierung im oberen Drittel der insgesamt 80 untersuchten Viertel und Quartiere in Berlin.

Laut GSW/CBRE Wohnmarktreport 2011 liegen die Mietpreise in Friedenau mit bis zu 7,24 Euro je Quadratmeter deutlich über den Durchschnittspreisen des Bezirks Tempelhof-Schöneberg und der Hauptstadt von 6,21 Euro beziehungsweise 6,11 Euro pro Quadratmeter. Da die Kaufkraft je Haushalt nur leicht über dem Berliner Durchschnitt liegt, fällt die Wohnkostenquote mit rund 28 Prozent deutlich höher aus als in anderen Regionen der Hauptstadt. Trotz der höheren Kosten ist Friedenau bei Mietinteressenten wegen seiner ruhigen Lage und der Nähe zur Innenstadt besonders beliebt.

Wo Kunst, Kultur und Politik leben

Kunst, Kultur und Politik haben in Friedenau eine lange Tradition. Schon seit der Gründung des Ortsteils lockt die idyllische Vorstadt Künstler, Schriftsteller und Politiker an, die der Hektik der Großstadt entfliehen wollen.

Zwischen dem Friedrich-Wilhelm-Platz und dem Breslauer Platz verläuft die 500 Meter lange Niedstraße, die sogenannte Literaturmeile Friedenaus. Hier wohnten und wirkten zahlreiche bekannte Persönlichkeiten wie der Schriftsteller Erich Kästner und die Literaturnobelpreisträger Günter Grass und Herta Müller. Nur wenige Meter entfernt wurde der Fotograf Helmut Newton geboren. Die in Berlin-Schöneberg geborene Marlene Dietrich fand auf dem Künstlerfriedhof in der Stubenrauchstraße ihre letzte Ruhestätte. Rudi Dutschke und Deutschlands erste Bundespräsident Theodor Heuss fanden in Friedenau ebenso ein Zuhause wie das Gesangsensemble „Comedian Harmonists“, das 1927 in der Stubenrauchstraße 47 gegründet und mit Hits wie „Mein kleiner grüner Kaktus“ weltberühmt wurde.

Als grüner Vorreiter in die Zukunft

Im Mai 2011 begann in Friedenau ein einzigartiges Modellprojekt, das die Lebensqualität im Ortsteil und in der gesamten Hauptstadt langfristig steigern soll. Mehrere ortsansässige Unternehmen setzen im Rahmen des Aktionsprogramms Elektromobilität 2020, das der Berliner Senat erst im Frühjahr ins Leben gerufen hat, Elektrofahrzeuge im Lieferverkehr ein. Auf einem „Laborgebiet“ zwischen Rathaus Steglitz und dem S-Bahnhof Innsbrucker Platz sowie zwischen Rüdesheimer Platz und Westtangente sollen technische Neuerungen entwickelt, erprobt, demonstriert und untersucht werden. Laut Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer soll die Region „als nationales Kompetenzzentrum und internationaler Showroom des Elektroverkehrs etabliert“ werden. Ziel des Modellprojekts ist es, den Transport von Waren schrittweise auf die leiseren und umweltfreundlicheren Elektrofahrzeuge umzustellen und so vor allem die an Einkaufsstraßen angrenzenden Wohngebiete von Lärm und Abgasen zu entlasten. Friedenau wird dadurch auch in der Zukunft ein idealer Ort zum Leben, Arbeiten und Erholen bleiben.

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