Stadtteilporträt Frohnau
Frohnau – berühmter Ortsteil am Rande der Stadt
Ob Opernkünstler, Schriftsteller, Historiker, Schauspieler, Komponisten oder Politiker: Frohnau war und ist ein beliebter Wohnort für Intellektuelle und Künstler. Mit seiner eher versteckten Lage – im Norden Berlins an der Grenze zu Brandenburg – ist Frohnau zwar etwas weitab vom Schuss, aber eben nicht weg vom Fenster. Die gehobene Villen- und Landhausarchitektur, die den Ortsteil prägt, hat ihren ganz eigenen Charme und vermittelt nicht das Gefühl, man befände sich in einer Millionenstadt. Die Tatsache, dass der Ortsteil erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut wurde und damit keinen historisch gewachsenen Dorfkern hat, tut der Architektur keinen Abbruch.
Gartenstadt Frohnau
Als Gartenstadt geplant, wurde Frohnau zwischen 1908 und 1910 zunehmend ausgebaut. In nächster Nähe zum Bahnhof Frohnau, der als Teil der Nordbahn schon länger existierte, wurden der Zeltinger Platz und der Ludolfinger Platz angelegt, die jeweils als Ausgangspunkt für Straßen und Alleen dienten. Um Regenwasser zu sammeln, wurden zahlreiche Teiche geschaffen und bestehende Pfuhle genutzt. Die 18 Teiche mit ihrem Grün machen den Ortsteil zu einem sehr naturnahen Gebiet. Hinzu kommen die Gärten und Parks der Villen und Einfamilienhäuser, die an den begrünten Straßenzügen liegen. Da der gesamte Ortsteil von Wald umschlossen ist und der nordöstliche Teil der geplanten Siedlung Frohnau nicht wie geplant bebaut wurde, kann man dort heute auf gepflasterten Straßen und Wegen wandeln, die zwar angelegt, jedoch nie weiter ausgebaut wurden. Ganz im Norden Frohnaus liegt die sogenannte Invalidensiedlung. Das Invalidenhaus Berlin ist mit seiner rund 250-jährigen Tradition eine der ältesten Einrichtungen ihrer Art, die sich um die Versorgung und Fürsorge von Kriegs-opfern kümmerten. 1748 unter Friedrich II. gegründet, wurde es über die Zeit mal stark, mal weniger stark für militärische Zwecke genutzt. Der dreiflügelige barocke Bau wurde später zugunsten einer aufgelockerten Bebauung im Stil der 30er Jahre ersetzt. Wegen ihrer Randlage wurde die Siedlung nach dem zweiten Weltkrieg von drei Seiten von Stacheldraht umgeben und der Zugang konnte nur noch von Süden erfolgen. Heute sind die Wege offen und die Stiftung der Invaliden-siedlung stellt beeinträchtigten Menschen günstigen Wohnraum zur Verfügung.
Johanneskirche und Casinoturm
Mit der Johanneskirche am Zeltinger Platz, die 1936 erbaut wurde, erhielt der Ortsteil eine eigene Kirche mit Klinker-mauerwerk. Geprägt wird die Kirche vom rechteckigen Glockenturm, der an mittelalterliche Wehrtürme erinnert. Dahinter schließt sich, ein paar Stufen hinauf, der Kirchensaal an, während ein paar Stufen hinunter der Gemeindesaal liegt. Links und rechts vom Hauptbau wurden Räume für das Gemeindehaus und das Pfarrhaus geschaffen. Jedes Jahr im Advent findet hier ein Weihnachtsmarkt statt, bei dem die Gemeinde und viele Besucher aus anderen Teilen der Stadt zusammenkommen. Der Casinoturm unweit des Bahnhofes Frohnau wurde in den Jahren 1909 und 1910 als Wahrzeichen der neu gebauten Gartenstadt errichtet. Mit seinen 30 Metern Höhe diente er zunächst als Wasserturm für die Versorgung der umliegenden Geschäftshäuser und des Bahnhofsgeländes. In den umstehenden Gebäuden gab es früher mehrere Geschäfte und ein Restaurant, jedoch wurde dessen Betrieb wegen Baumängeln aufgegeben. Ende 2015 wurden Pläne bekannt, dass ein Investor das Gelände wiederbeleben und unter anderem einen Drogeriemarkt bauen möchte.
Erreichbarkeit und kulturelles Leben
Die grüne und wasserreiche Gegend war schon von Beginn an der bevorzugte Wohnort für Gutbetuchte. Ein entscheidender Nachteil liegt jedoch in der schlechten Erreichbarkeit und der Entfernung zum Berliner Stadtzentrum. Wer für den täglichen Bedarf einkaufen will, der nutzt entweder die Möglichkeiten in Frohnau oder fährt nach Hohen Neuendorf, das bereits in Brandenburg liegt, sich aber direkt an Frohnau anschließt. Wer etwas ausgefallenere Aktivitäten sucht, der sollte sich auf den Weg in die Innenstadt machen. Neben dem Auto, mit dem man über die B96 in die Stadt fährt, sind die öffentlichen Verkehrs-mittel und insbesondere die S-Bahn wichtig. Die S-Bahnlinie S 1 durchzieht den Ort von Nord nach Süd. Im Norden reicht sie bis Oranienburg. Wer Richtung Süden fährt, kommt an den wichtigsten Bahnhöfen im Stadtzentrum vorbei: Gesundbrunnen, Friedrichstraße, Potsdamer Platz, Rathaus Steglitz und schließlich Wannsee, ganz im Südwesten Berlins. Bis ins Stadtzentrum dauert es mit der S-Bahn ungefähr eine halbe Stunde.
Auch im Bezirk selbst gibt es einige kulturelle Einrichtungen, die einen Besuch wert sind. Das Kulturhaus Centre Bagatelle ist schon lange im Ortsteil verwurzelt. 1925 wurde das Landhaus im Auftrag von Herbert Worch gebaut. Im zweiten Weltkrieg unbeschädigt, fiel der Bezirk Reinickendorf mit Frohnau erst an die sowjetischen Besatzer, dann an die Briten, die ihn schließlich den Franzosen übergaben. Ab 1946 wurde die „Villa Worch“ zum Haus für Offiziere der Alliierten. Nachdem ab 1950 wieder deutsche Besucher zugelassen waren, wurde 1956 das Kulturzentrum eröffnet und das Centre Bagatelle bekam seinen heutigen Namen. Nach Abzug der Franzosen 1993 war die Zukunft des Hauses zunächst lange ungewiss, bis schließlich ein neu gegründeter Verein die Kaufsumme aufbrachte und das Haus erwarb. Neben dem Betrieb einer französischen Bibliothek werden heute Sprachkurse, Lesungen, Film- und Vortragsabende sowie musikalische Veranstaltungen angeboten.
Viele Eigenheime, moderate Mieten
Frohnau ist bedingt durch seine Geschichte eine gehobene Wohnlage. Durch seine vielen Villen und Landhäuser, die in der Gartenstadt entstanden, hat es sich zu einem teuren Pflaster entwickelt. Mietwohnungen finden sich entweder in umgebauten Villen oder vereinzelt in Blockbebauungen. Generell ist der Mietmarkt klein und begrenzt, die Preise, wie der Wohnmarkt-report 2016 von CBRE und Berlin Hyp zeigt, sind jedoch moderat. Dies liegt vor allem an der abgeschiedenen Lage Frohnaus ganz im Norden Berlins. Die durchschnittliche Miete von 8,50 Euro pro Quadratmeter hebt sich nicht deutlich von anderen Gegenden ab, weder im Vergleich zu den Nachbarortsteilen Hermsdorf und Heiligensee (beide ebenfalls 8,50 Euro pro Quadratmeter), noch zum Bezirk oder ganz Berlin (7,50 Euro bzw. 8,99 Euro pro Quadratmeter). Das obere Marktsegment liegt mit 12 Euro pro Quadratmeter ebenfalls zwischen den Durchschnittsmieten, die jeweils im Bezirk, in dem Frohnau liegt, und Berlin erzielt werden (11,67 Euro bzw. 15,91 Euro pro Quadratmeter). Nur im unteren Marktsegment wird deutlich, dass die Wohnqualität in Frohnau höher als anderswo ist. Mit 6,25 Euro pro Quadratmeter liegt der Wert über dem Schnitt von Reinickendorf und Berlin (5,51 Euro bzw. 5,61 Euro pro Quadratmeter). Bedingt durch den herrschaftlichen Baustil weisen die Wohnungen mit durchschnittlich 84 Quadratmetern eine stattliche Größe auf – 14 Quadratmeter mehr als im Bezirks- oder
Stadtmittel. Die Wohnkosten sind mit im Schnitt 954 Euro pro Monat entsprechend höher. Jedoch verfügen die Frohnauer mit 4.420 Euro pro Monat über die dritthöchste Kaufkraft in ganz Berlin und liegen rund 1.300 Euro über dem Bezirksdurchschnitt (3.112 Euro pro Monat). Daher ist die Wohnkostenquote mit 21,6 Prozent vergleichsweise niedrig.