Stadtteilporträt: Moabit

Magazin / Aktuelles

Wohnraum statt Wüste

Der Ursprung des Namens des Berliner Ortsteils Moabit ist umstritten. Hartnäckig hält sich allerdings das Gerücht, er gehe auf die Wüste Moab zurück, von der in der Bibel die Rede ist. Die sich seit Beginn des 18. Jahrhunderts ansiedelnden Hugenotten, aufgrund ihres protestantischen Glaubens in Frankreich verfolgt, hätten die Fläche wegen ihrer Ödnis nach der biblischen Wüste benannt. Dabei ist der Vergleich mit einer Wüste für Moabit kaum angemessen. Vielmehr gleicht der Ortsteil des Berliner Stadtbezirks Mitte einer künstlichen Insel im Zentrum Berlins. Er wird ringsum von Wasser begrenzt. Im Süden fließt die Spree, im Norden, Westen und Osten umfassen die Verbindungs-kanäle des Westhafens die Ortslage. Und auch abseits geologischer Gegebenheiten hat Moabit heute wenig mit einer Wüste gemein.

Moabit wandelt sich – und wird es weiter tun

Moabit zeichnet sich durch einen beständigen Nutzungswandel aus. Zunächst als kaiserliches Jagdgebiet genutzt, fanden Unternehmen im Zuge der Industrialisierung hier einen günstigen Standort direkt vor den Toren Berlins. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts wich die Industrie mit der Eingemeindung zu Berlin wieder, und Moabit entwickelte sich zu einem Arbeiter-Wohnviertel. Zwar musste der ehemalige Bezirk Tiergarten, zu dem bis zur Bezirksreform 2001 auch Moabit zählte, eine der höchsten Verlustquoten von Bausubstanz durch den Zweiten Weltkrieg verkraften. Jedoch sind vor allem nördlich der Turmstraße und im sogenannten Stephankiez zahlreiche Altbauten erhalten geblieben, die heute bei Wohninteressenten besonders begehrt sind. In den kommenden Jahren steht Moabit wieder eine Umgestaltung bevor. Jahrzehnte- lang durch die innerdeutsche Teilung an den Stadtrand des ehemaligen West-Berlins verbannt, ist Moabit heute eine der unterbewertetsten Lagen innerhalb des S-Bahn-Rings. Mit dem Entstehen der neuen Europacity auf den Bahnflächen an der Ostgrenze Moabits wird sich die Geschichte wiederholen: Auf alten Industrieanlagen wird Wohnraum geschaffen. Die Europacity ist mit 40 Hektar Fläche zwar das größte, nicht aber das einzige Projekt im Ortsteil, das Moabit nachhaltig beleben wird. Ebenfalls in neuem Gewand erstrahlt beispielsweise die Moabiter Markthalle, die heute unter dem Namen Zunfthalle firmiert. Die Zunft AG hatte sie 2010 vollständig renoviert. Dort findet sich heute kulinarisches Kleingewerbe und Raum für Veran-staltungen unter einem Dach.

Belebung der Turmstraße

Die Turmstraße, einst eine Prachtstraße Berlins, musste in den vergangenen Jahren einige Rückschläge hinnehmen. Dazu gehört der stetige Verfall des Kleinen Tiergartens, des grünen Zentrums Moabits. 2009 verschwand mit dem Konkurs der Warenhauskette Hertie ein weiteres Identifikationsmerkmal für die Bewohner. Darunter litten in der Folge auch die umliegenden Geschäftshäuser. Mehrere Projekte werden in naher Zukunft aber wieder zu einer deutlichen Aufwertung führen. So befindet sich das ehemalige Hertie-Gebäude derzeit im Umbau. Und auch der Kleine Tiergarten wird wie der angrenzende Ottopark im Rahmen des Bund-Länder-Förderprogramms „Aktive Stadtzentren“ neu gestaltet.

Mittendrin und auch dabei

Trotz der aktuell noch bestehenden Defizite ist Moabit für seine Bewohner ein identitätsstiftender Ortsteil. Mit Moabit Online gibt es eine aktive Internetseite, die regelmäßig in journalistischer Qualität über Entwicklungen, Veranstaltungen, aber auch Probleme und Lösungen in dem Stadtteil berichtet. Weiterhin existieren mit den Projekten Quartiersmanagement Moabit-Ost und Moabit-West zwei professionelle, von der Stadt Berlin geförderte Initiativen, die sich aktiv für die Gestaltung ihrer Quartiere einsetzen. Mit dem Slogan „Moabit ist beste“ gibt der BMX-Künstler Frank Wolf nicht nur ein deutliches Bekenntnis für seinen Stadtteil ab, sondern schuf eine „inoffizielle Imagekampagne“ und etablierte einen regen Kulturbetrieb abseits des Mainstreams. Während sich rund um den Kiez der Turmstraße ein Versorgungszentrum etabliert, sind in den angrenzenden Straßen, die vorwiegend verkehrsberuhigt sind, ruhige Wohnhäuser mit Miet- und Eigentumswohnungen zu finden. Diese Lage ist in denvergangenen Jahren vor allem bei Studenten und Kreativen immer beliebter geworden. Laut dem GSW / CBRE Wohnmarktreport 2013 lagen die Miet- preissteigerungen hier im vergangenen Jahr durchweg bei über zehn Prozent. Die Spitzensteigerungen betrugen 13,3 Prozent in Alt-Moabit West nahe der Spree und 13,5 Prozent im sogenannten Stephankiez. Hier liegen die Durchschnittspreise mit 7,26 Euro pro Quadratmeter noch deutlich unter denen anderer zentraler Lagen und bieten demnach noch weiteres Steigerungspotenzial.

Europa kommt nach Moabit

In direkter Nachbarschaft zum Stephankiez befindet sich an der Lehrter Straße in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof die teuerste Wohnlage in Moabit. Aktuell werden dort durchschnittlich 8,51 Euro je Quadratmeter Miete erzielt. Die Entwicklung des neuen Stadtteils Europacity dürfte noch einmal für eine deutliche Aufwertung sorgen. Auf dem Gelände des ehemaligen Containerbahnhofs entsteht in bester Innenstadtlage ein komplett neuer Stadtteil. Die Brache, auf der bis 2025 die Europacity entstehen soll, umfasst nicht nur das unmittelbare Umfeld des Hauptbahnhofs, sondern erstreckt sich entlang des Spandauer Schifffahrtskanals auf insgesamt 40 Hektar Fläche bis zur Perleberger Brücke. Haupteigentümer des Areals sind die Immobiliengesellschaft CA Immo mit ca. 20 Hektar Fläche, die Deutsche Bahn AG mit ca. zehn Hektar und das Land Berlin mit ca. sechs Hektar. Um aus der jetzigen „Wüste“ nicht gleich einen Großstadtdschungel zu machen, folgt die Entwicklung einem bereits 2009 von der Stadt Berlin beschlossenen Masterplan. Er sieht als Zentrum den Ausbau der Heidestraße zum baumgesäumten Boulevard vor, der vor allem von Geschäfts- und Bürohäusern flankiert wird. So vom Verkehrslärm abgeschirmt, entstehen an den attraktiven Wasserlagen ruhige Wohnhäuser. Hinter dem Hamburger Bahnhof, der das Museum für Gegenwart beherbergt, ist ein Kunstcampus geplant. In unmittelbarer Nachbarschaft zum bereits eröffneten Büroturm „Tour Total Berlin“ sind zudem weitere Hochhäuser angedacht. So steht bereits fest, dass dort der Übertragungsnetz- betreiber „50Hertz“ seinen Unternehmenssitz aufschlagen wird. Die Anbindung der Europacity wird durch drei neue Brücken über den Spandauer Schifffahrtskanal deutlich verbessert. Die geplante S-Bahn-Strecke S 21 befindet sich bereits im Bau und soll ab 2017 den Hauptbahnhof direkt an den bestehenden Nordteil des S-Bahn-Rings anschließen.

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