Bunt und facettenreich – die Zukunft des Wohnens


Gesellschaft und Bevölkerung verändern sich – und damit wandeln sich auch die Anforderungen an zeitgemäßes Wohnen. So steigt beispielsweise weltweit der Altersdurchschnitt stetig an. Grund dafür sind ein gesünderer Lebensstil und sinkende Geburtenraten. Schätzungen des Weltwirtschaftsforums zufolge dürfte bis zum Jahr 2100 mehr als ein Drittel der EU-Bevölkerung über 65 Jahre alt sein.
Eines ist sicher: All diese Menschen benötigen altersgerechten Wohnraum. Für die Immobilienbranche birgt dies in vielerlei Hinsicht Chancen, etwa durch den Bau seniorengerechter, barrierefreier Wohnungen mit guter, idealerweise fußläufiger Anbindung an wichtige Infrastruktur wie medizinische Dienste, ÖPNV, Einkaufsmöglichkeiten und andere Versorgungseinrichtungen.
Doch das ist nur ein Beispiel. Die Ansprüche an Wohnraum verändern sich zunehmend und generationenübergreifend. In einer zunehmend wissens- und dienstleistungsorientierten Volkswirtschaft entscheiden sich immer mehr Schulabgänger für ein Hochschulstudium. Damit steigt auch der Bedarf an modernen Studentenwohnheimen.
Und auch die Urbanisierung schreitet unaufhaltsam voran. In der Hoffnung auf bessere berufliche Perspektiven zieht es immer mehr Menschen in die Städte. Bis 2050 dürften nach Angaben der Vereinten Nationen etwa 68 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Zwar erfreut sich das Homeoffice zunehmender Beliebtheit, allerdings kommt ein solches Arbeitsmodell längst nicht für alle infrage. Ein Großteil der Erwerbstätigen, insbesondere systemrelevante Arbeitskräfte, wird weiterhin in Städten leben und arbeiten müssen.
Je stärker sich diese Trends in der Bevölkerungsentwicklung durchsetzen, umso mehr müssen wir überdenken, wo und wie wir künftig wohnen wollen. Beispielhaft dafür ist das Mehrgenerationenhaus, von dem es in Deutschland rund 540 gibt und das bei Jung und Alt gleichermaßen Anklang findet. Das Konzept ist in vielerlei Hinsicht vorteilhaft, denn jüngere und ältere Generationen unterstützen sich gegenseitig. Vor allem Senioren bleiben so vor Vereinsamung bewahrt und länger in der Gesellschaft integriert, indem sie etwa bei den Hausaufgaben oder bei der Kinderbetreuung helfen.
Gleichzeitig begeben sich in den Großstädten immer mehr junge Erwerbstätige auf Wohnungssuche. Gerade Berufseinsteiger möchten sich oft nicht an einen festen Wohnsitz binden und entscheiden sich daher lieber für Wohngemeinschaften, die mehr Flexibilität bieten als langfristige Mietverträge.
In „Co Living-Spaces“ können sich Bewohner einerseits in ihre eigenen vier Wände zurückziehen, andererseits in den Gemeinschaftsräumen und bei organisierten Freizeitaktivitäten auch die Gesellschaft anderer genießen. Weitere Angebote wie Reinigungsdienste, Fitnesskurse und Restaurantbesuche sind gegen Aufpreis verfügbar.
Das Konzept des gemeinschaftlichen Wohnens dürfte in Zukunft auch für ältere Menschen an Attraktivität gewinnen. Anstatt sich um die Instandhaltung ihres Zuhauses kümmern zu müssen, bietet ihnen diese Art der Unterbringung sozialen Rückhalt und gesellschaftliche Teilhabe. Auch Hybridhäuser und Mehrzweckflächen rücken immer mehr in den Fokus, da sie eine flexible Raumnutzung ermöglichen. Derartige Flächen lassen sich je nach Nutzungsbedarf umgestalten und sind nicht mehr nur einem einzigen Zweck vorbehalten.
Unterdessen erfreut sich die Idee der „15-Minuten Stadt“ angesichts der zunehmenden Zersiedelung immer größerer Beliebtheit. Demnach sollen die Bewohner eines Stadtviertels alles Nötige für den täglichen Bedarf – ob Schulen, Behörden oder Einkaufsmöglichkeiten – innerhalb einer Viertelstunde mit dem Fahrrad oder zu Fuß erreichen und so auf ein Auto verzichten können. Dadurch ließen sich auch die CO2-Emissionen senken.
Doch gleichzeitig muss das Ganze auch bezahlbar bleiben. Zuletzt stiegen die Mieten in den Großstädten schneller als die Einkommen, so dass viele Menschen vom Wohnungsmarkt verdrängt werden. Für sie ist moderner Wohnraum schlichtweg unbezahlbar. Wie aus einem Bericht der Housing Partnership der EU hervorgeht, geben derzeit mehr als 80 Millionen Menschen in Europa mehr als 40 Prozent ihres Haushaltseinkommens für die Miete aus. Angesichts des enormen Mangels an erschwinglichem Wohnraum hat die PATRIZIA mit „Sustainable Communities“ ihre erste Impact-Strategie auf den Weg gebracht mit dem Ziel, bezahlbaren Wohnraum für Geringverdiener und Haushalte mit mittlerem Einkommen zu schaffen. Derzeit laufen entsprechende Projekte in Milton Keynes nahe London sowie in Dublin.
Der Wunsch nach einem ausgewogenen Verhältnis von Arbeit, Freizeit und Erholung spiegelt sich in speziell konzipierten Unterkünften wider. Heutzutage erwarten Studierende mehr als nur ein eigenes Zimmer: Sie legen Wert auf gemeinschaftlich genutzte Lernbereiche und zusätzliche Annehmlichkeiten wie Fitnesseinrichtungen auf dem Campus. Doch die Versorgungsquote mit Studentenwohnheimplätzen liegt in vielen europäischen Universitätsstädten gerade einmal im einstelligen Prozentbereich.
Ein Beispiel, wie moderner und vielfältig strukturierter Wohnraum in Zukunft aussehen wird, zeigt sich beispielhaft am Havelufer im Berliner Bezirk Spandau, wo derzeit innovative Wohn- und Quartierskonzepte entstehen. Das Areal umfasst nicht nur 1.700 Ein-, Zwei- und Dreizimmerwohnungen, sondern auch Stadthäuser, barrierefreie Wohnungen und Wohngemeinschaften. Ob Restaurants oder Fitnessstudios – das Havelufer Quartier bietet seinen Bewohnern zahlreiche Möglichkeiten für ein soziales Miteinander. Weitere multifunktionale Wohnanlagen nach diesem Vorbild werden zweifellos folgen.