Dialog statt Schuldzuweisungen

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Stefanie Szisch, geschäftsführende Gesellschafterin Vivest

Übergriffe auf Immobilienunternehmen gehören mittlerweile an die Tagesordnung in den deutschen Großstädten. Autos werden angezündet, Autoreifen zerstochen, Schaufenster eingeschlagen, Fassaden beschmiert, Mitarbeiter bedroht und eingeschüchtert. Auch mein Unternehmen trifft es beinahe monatlich. In der Regel werden die Fenster beschmiert und zerkratzt, manchmal auch eingeschlagen. Schilder mit Verkaufsannoncen werden regelmäßig abgerissen und zerstört. Einen bundesweit traurigen Höhepunkt erreichte die Anfeindung gegen unsere Branche, als in Leipzig die Angestellte eines Immobilienunternehmens in ihrer Wohnung überfallen und verletzt wurde. Woher die Angriffe stammen und wer die Täter sind, bleibt in den meisten Fällen im Dunkeln.

Da es sich in der Regel um Sachbeschädigungen handelt, lassen sich die Gewaltausbrüche leicht als Jugendsünden idealistischer bis ideologischer Weltverbesserer abtun. Entsprechend heißt es in vielen betroffenen Unternehmen, man solle lieber ruhig bleiben, nichts sagen, keine Anzeige erstatten. Die dadurch erzielte Aufmerksamkeit bestärke nur die Täter und locke weitere Nachahmer an.

Den Frust vieler Menschen kann ich durchaus verstehen. In den deutschen Metropolen herrscht Wohnungsnot. Mittlere Einkommen, vor allem im öffentlichen Dienst, reichen häufig nicht mehr aus, um eine neue Wohnung zu finden, etwa weil man mit seinem Partner zusammenziehen möchte oder die Familienplanung ansteht. Ebenso schlimm trifft es Paare, die sich nach Jahren wieder getrennt haben. Viele sind gezwungen, in der ehemals gemeinsamen Wohnung als Wohngemeinschaft weiterzuleben. Ein Umzug ist kaum mehr bezahlbar.

Dass dieser Wohnungsfrust derart eklatant in Gewalt umschlägt und die Schuldigen vermeintlich so deutlich feststehen, bereitet mir Sorge. Die Wohnungswirtschaft ist ein Teil des städtischen Miteinanders, sie taugt aber weder als Allheilmittel noch als Sündenbock, wenn es darum geht, mehr und zugleich mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Wir benötigen einen Dialog, wie wir als Gesellschaft aus dieser Spirale gegenseitiger Beschuldigungen wieder herausfinden. Keine pauschale Vorverurteilung und keine einfache Lösung können da helfen. Dazu gehören für mich die von Parteien initiierten Enteignungsforderungen, die die Anfeindungen nur weiter befeuern, ebenso wie das arrogante Auftreten mancher Immobilienunternehmer. Für alle Beteiligten gilt: Der Fingerzeig allein wird wenig nützen, erst recht wird er nicht zu der nötigen Entspannung auf dem Wohnungsmarkt führen.

Es gibt mittlerweile viele Initiativen, die den konstruktiven Austausch und Diskurs zum Thema Wohnungsmangel und Bezahlbarkeit im engeren und die Zukunft urbanen Zusammenlebens im weiteren Sinne suchen. Doch treten diese Initiativen und Vereine häufig kleinteilig auf, mit enggesetzten Zielen und Interessen. Eine gemeinsame Sprache, einen einheitlichen Auftritt sucht man vergebens. Hier ist die Immobilienwirtschaft als Ganzes gefordert, um in den kommenden Jahren eine Dialogplattform aufzubauen, die den Menschen in den Städten die Hand reicht.

Noch ist es nicht zu spät, um der aktuellen Radikalisierung mit klugen Argumenten Einhalt zu gebieten und die Herausforderung von Bezahlbarkeit und Wohnungsmangel zurück in die Zivilgesellschaft zu bringen. Es wäre aber töricht zu glauben, dass nur „die anderen“ sich bewegen sollten.

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