Die Welle rollt an
Deutschland ist bei internationalen Investoren schon längst kein Geheimtipp mehr. Vor allem Wohnimmobilien in den Top-Standorten sind hoch im Kurs. Doch auch sie sind kein Selbstläufer, sagt Einar Skjerven, Geschäftsführer der Berliner Skjerven Group. Wonach ausländische Investoren suchen und was der Deutschland-Hype für die Wohnungswirtschaft bedeutet, erläutert er im Interview.
Herr Skjerven, haben internationale Investoren den deutschen Wohnimmobilienmarkt fest im Griff?
Nein, solche Befürchtungen sind meines Erachtens derzeit unbegründet. Zwar dürfte in deutsche Wohnungen deutlich mehr ausländisches Geld geflossen sein als in die Wohnungsmärkte der großen europäischen Nachbarländer. Von den rund elf Milliarden Euro, die 2012 in deutsche Wohnimmobilien investiert wurden, kamen laut JLL jedoch lediglich 38 Prozent von Ausländern. CBRE hat sogar nur einen Anteil von 26 Prozent gemessen. Trotzdem ist nicht von der Hand zu weisen, dass vor allem deutsche Metropolen – allen voran Berlin – als Investitionsstandorte bei ausländischen Investoren immer beliebter werden. Die Welle rollt an, aber von einer Überflutung kann nicht die Rede sein.
Woran liegt das?
Für Deutschland im Allgemeinen spricht, dass wir eine sehr stabile Volkswirtschaft mit einer hohen Kaufkraft haben und sagenhaft niedrige Zinsen. Bei Berlin kommt hinzu, dass die Preise für Wohneigentum sowohl im nationalen als auch im internationalen Vergleich immer noch extrem günstig sind – und das, obwohl sie zwischen 2003 und 2011 um rund 40 Prozent gestiegen sind. Außerdem schätzen ausländische Anleger, dass der Berliner Wohnimmobilienmarkt äußerst liquide ist.
Welche Strategien verfolgen ausländische Investoren auf dem Berliner Markt?
Einige von ihnen möchten ihre Immobilien in naher Zukunft privatisieren mit dem Ziel, eine zweistellige Rendite zu erzielen. Berlin bietet sich dafür besonders an, weil Wohneigentum in der Hauptstadt bei privaten Kapitalanlegern, aber auch zur Selbstnutzung aktuell sehr gefragt ist. Die Wohnungen werden den Investoren geradezu aus den Händen gerissen. Der andere Teil der ausländischen Anleger möchte die Objekte langfristig halten. Diese Investoren setzen auf Core-Objekte in zentralen Lagen, die geringe Wertschwankungen haben und nachhaltig stabile Renditen erzielen.
Auf welche Hürden können ausländische Investoren treffen?
Eine große Schwierigkeit beim Eintritt in einen neuen Markt besteht darin, Zugang zu detaillierten Informationen zu bekommen. Zwar gilt der Berliner Wohnimmobilienmarkt als vergleichsweise transparent. Dennoch: Gerade kleinen und mittleren Unternehmen fehlen häufig die entsprechenden Ressourcen. Ein Partner, der gut vernetzt ist, über die erforderlichen Spezialkenntnisse verfügt und weiß, wo Fallstricke warten, ist deshalb unabdingbar. Denn auch in Berlin wird nicht jeder Stein, wenn er geschliffen wird, zum Brillanten.