Gesundbrunnen – vom Arbeiterbezirk zum Multi-Kulti

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Gesundbrunnen, einer der multikulturellsten Ortsteile Berlins, verfügt über eine wechselvolle Geschichte. Alles begann mit einem „gesunden“ Brunnen, der Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckt wurde. Im Jahr 1758 wurde mit dem Bau einer Bade- und Heilanstalt rund um die Heilquelle begonnen. Sie wurde nach ihrem Förderer Friedrich II. zuerst Friedrichs-Gesundbrunnen genannt. Der Ort wurde zu einem beliebten Kur- und Badeort, der erst 1861 in Berlin eingemeindet wurde. Mit dem Bau des Bahnhofes Gesundbrunnen um 1900 erhielt der Ortsteil überregionale Bedeutung. Er entwickelte sich zu einem der meist frequentierten Umsteigebahnhöfe in Berlin, da er Fernbahnen, die Ringbahn und die Vorortbahnen miteinander verband.

Nach dem Zweiten Weltkrieg besetzten sowjetische, britische und schließlich französische Truppen Gesundbrunnen. Sie und die Bewohner gingen eine freundschaftliche Verbindung ein. Die Badstraße wurde zu einer der größten Einkaufsstraßen Berlins, sowohl für West- als auch für Ostberliner. Der Mauerbau isolierte das Quartier. Als traditioneller Arbeiterbezirk war es von preiswerten Wohnungen mit niedrigem Standard geprägt. Ab 1961 wurden angeworbene türkische Gastarbeiter in Gesundbrunnen untergebracht, was heute noch das soziale Gefüge prägt. Um 1963 wurde die erste Flächensanierung in Berlin auf dem Gebiet der Brunnenstraße durchgeführt. Dadurch wurde ein Großteil der gewachsenen Strukturen von Arbeiten und Wohnen zerstört. Viele Altbauten wurden durch neue Wohnblöcke ersetzt und zahlreiche Bewohner in das Märkische Viertel umgesiedelt. Trotz der isolierten Lage des Bezirks spielte die Bösebrücke, im Volksmund „Bornholmer Brücke“ genannt, eine wichtige Rolle bei der Wiedervereinigung. Der Grenzübergang nach Prenzlauer Berg war der erste, der in der Nacht vom 9. November 1989 geöffnet wurde, und den Menschen ohne Grenzkontrollen passieren konnten.

Architektur in Gesundbrunnen
Der Meyerische Hof, der um 1878 in der heutigen Ackerstraße entstand, war ein abschreckendes Beispiel für eine „Berliner Mietskaserne“. Der Komplex mit sechs Hinterhöfen wurde zeitweilig von mehr als 2.000 Menschen bewohnt, die dort gleichzeitig wohnten und arbeiteten. Die Zustände waren menschenunwürdig und besserten sich bis nach dem Ersten Weltkrieg nur unwesentlich. Nach Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg bestand die Anlage nur noch aus dem Vorderhaus und einem Hinterhof. 1972 schließlich wurde sie gesprengt und durch einen Neubau ersetzt.

Das Amtsgericht Wedding, das in seiner Funktion als Mahngericht für Berlin und Brandenburg fungiert, wurde ab 1901 im Stil der Neogotik errichtet. Bogenfenster, Stufengiebel, Erker und Maßwerk zieren die Fassade. Im Innenbereich ist das Treppenhaus hervorzuheben, das sich links und rechts vom Eingangsportal erstreckt. Es erinnert an den Innenraum einer Kirche. Der Komplex wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, seitdem jedoch wieder aufgebaut und steht unter Denkmalschutz.
Die St.-Pauls-Kirche, die ganz in der Nähe zum Amtsgericht liegt, entstand in den 1830er Jahren als eine der Schinkelschen Vorstadtkirchen. Der preußische König Friedrich III. wünschte sich einfache und zweckmäßige Kirchen für das Bürgertum. So entstanden im heutigen Mitte, Wedding, Moabit und in Gesundbrunnen vier fast identische Kirchen. Schinkel variierte unter anderem die Fensterformen und die Fassadengestaltung. So wurde die St.-Pauls-Kirche verputzt und sie erweckt nun den Eindruck eines antiken Tempels. Im Zweiten Weltkrieg brannte die Kirche vollständig aus. Ab 1952 wurde sie wieder aufgebaut, allerdings mit einer modernen Innenraumgestaltung. Ein Relikt aus Kriegstagen findet sich im Volkspark Humboldthain: der Flakturm Humboldthain. Er wurde 1940 als Verteidigungsstellung errichtet, um feindliche Flugzeuge abzuschießen. Nach dem Krieg versuchten die französischen Besatzer mehrfach ihn zu sprengen. Da eine Sprengung jedoch womöglich die S-Bahntrasse in Mitleidenschaft gezogen hätte, ist er bis heute erhalten und kann besichtigt werden.

Mieten deutlich unter dem Bezirksdurchschnitt
Der Ortsteil Gesundbrunnen setzt sich aus drei Postleitzahlgebieten zusammen: dem Kerngebiet Gesundbrunnen zwischen dem gleichnamigen Bahnhof und der Osloer Straße, dem Gebiet nördlich rund um die Soldiner Straße und dem Quartier südlich am Humboldthain. Der Wohnmarktreport von CBRE und der Berlin Hyp zeigt, dass in allen drei Quartieren die Mieten über alle Marktsegmente hinweg deutlich unter dem Bezirksdurchschnitt von 10,70 Euro pro m² liegen. Bezogen auf ganz Berlin mit im Schnitt 8,99 Euro pro m² liegen sie nur noch knapp darunter. In Gesundbrunnen werden 8,86 Euro pro m², an der Soldiner Straße 8,20 Euro pro m² und in Humboldthain 8,00 Euro pro m² aufgerufen. Das obere Marktsegment in Gesundbrunnen liegt im Gegensatz zum unteren Marktsegment deutlich unter dem Bezirksdurchschnitt von 18,00 Euro pro m². Mit 16,00 Euro pro m² führt Gesundbrunnen die Liste an, gefolgt von der Soldiner Straße mit 15,24 Euro pro m² und Humboldthain mit 14,80 Euro pro m² in der Spitze. Die Spanne im unteren Marktsegment reicht nicht so weit wie im oberen Marktsegment. Sie schwankt um den Berliner Durchschnitt von 5,61 Euro pro m². In Gesundbrunnen ist es jedoch auch hier mit 5,85 Euro pro m² am teuersten, gefolgt von der Soldiner Straße mit 5,74 Euro pro m² und Humboldthain mit glatt 5 Euro pro m².

Kleine Wohnungen und moderate Wohnkosten
Dadurch dass Gesundbrunnen im Zweiten Weltkrieg stark bombardiert und durch den Bau der Berliner Mauer abgeschottet wurde, erfolgte die Bebauung eher eng und kleinteilig. Dies schlägt sich in deutlich kleineren Wohnungsgrößen nieder, als es im Bezirk (71 m²) oder in Berlin (70 m²) der Durchschnitt ist. Trotz der durchweg höheren Mieten weist das PLZ-Gebiet Gesundbrunnen mit 57 m² die niedrigste Wohnungsgröße im Ortsteil auf. Rund um die Soldiner Straße ist es im Mittel ein Quadratmeter mehr, in Humboldthain stehen durchschnittlich 62 m² zur Verfügung. In Gesundbrunnen stehen monatliche Kosten von im Mittel 667 Euro einer Kaufkraft von 2.587 Euro pro Monat gegenüber. Die Wohnkostenquote liegt hier bei 25,8 Prozent. Etwas höher liegt sie in Humboldthain (26,9 Prozent), dort kostet eine Wohnung im Schnitt 676 Euro, bei einer Kaufkraft von 2.512 Euro pro Monat. Rund um die Soldiner Straße liegt die Wohnkostenquote mit 27,1 Prozent am höchsten, da hier Kosten von durchschnittlich 646 Euro pro Monat einer geringeren Kaufkraft von 2.379 Euro im Monat gegenüber stehen. Letztere ist eine der niedrigsten in ganz Berlin. Verglichen mit der Wohnkostenquote im Bezirk (34,8 Prozent) oder in ganz Berlin (27,2 Prozent) liegt der Ortsteil Gesundbrunnen im Mittelfeld.

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