Immobilien auf dem Mars – das Jahr 2075


In meinem Buch „2075. Wenn Schönheit zum Verbrechen wird“ werfe ich einen Blick in die Zukunft – eine Mischung von Optimismus und Pessimismus. Hier ein kurzer Auszug aus dem Buch zum Thema Immobilienmarkt (mehr: https://schoenheit-2075.de).
Auf dem Mars hatte sich eine kleine Stadt mit inzwischen 4.000 Einwohnern und 20.000 Robotern gebildet, Hayek-City, benannt nach dem renommierten Ökonomen Friedrich August von Hayek. Hinzugekommen war Mises-City, gewidmet dem Gedenken an den österreichisch-amerikanischen Ökonomen und Vertreter der libertären Österreichischen Schule, Ludwig von Mises. Hier siedelten inzwischen 6.000 Einwohner und 30.000 Roboter.
Billiardäre nehmen den Mars in Besitz
Die Städte waren nicht von Staaten gegründet worden, sondern von einem Zusammenschluss mehrerer Billiardäre, die ihre Unabhängigkeit von der Erde erklärten, aber selbstverständlich einen regen Handel mit dem Heimatplaneten trieben. Sie hatten die technisch weit überlegene Raumfahrttechnik entwickelt und den Mars in Besitz genommen. Viele Staaten hatten dagegen protestiert und behauptet, dass dies gegen den vor etwa 100 Jahren geschlossenen Weltraumvertrag verstoße.
Doch die Siedler entgegneten, die Länder, die den Vertrag unterzeichnet hatten, hätten nur vereinbart, dass sie keinen Anspruch auf nationales Eigentum am Mars erheben könnten. „Damit fällt der Mars nicht in ihren Zuständigkeitsbereich. Sie sind nicht befugt, anderen Verbote zu erteilen. Ganz im Gegenteil, sie erklären hiermit, dass sie keine solche Befugnis haben“, so urteilte sogar ein internationales Gericht vor zehn Jahren.
Und die Billiardäre rechtfertigten die Inbesitznahme mit dem Argument: „Der Mars soll denen gehören, die in der Lage sind, dort hinzureisen, die in der Lage sind, dort Städte zu bauen, und die das alles finanziert haben. Und das sind halt nun mal wir und nicht die Politiker.“ Die Staaten protestierten und erklärten, ohne die staatliche Raumfahrt und Aufträge staatlicher Organisationen an private Unternehmen wären diese nie so weit gekommen. Das ließen die Billiardäre nicht gelten: „Das ist doch schon eine Ewigkeit her, daraus kann niemand Ansprüche ableiten. Das letzte Mal, dass der Staat etwas wirklich Großes allein auf die Reihe bekommen hat, ist 100 Jahre her, bei der Mondlandung.“ Teilweise refinanzierten die Billiardäre das Projekt durch den Verkauf von Marsgrundstücken an Erdbewohner – es hatte sich inzwischen sogar eine Börse entwickelt, an der mit Marsimmobilienaktien gehandelt wurde.
Handel mit Grundstücken auf dem Mars
Daxon war ein erfolgreicher Immobilienmakler und hatte vor einigen Jahren zusammen mit einem Partner ein angesehenes und extrem erfolgreiches Unternehmen gegründet. Er sah große Chancen für Makler, die Grundstücke in aussichtsreichen Lagen auf dem roten Planeten verkauften, an Investoren oder auch an Spekulanten.
Seitdem es möglich war, Eigentum auf dem Mars zu erwerben, hatte ein regelrechter Hype um diese Grundstücke begonnen. Manche nannten es das „rote Goldfieber“, andere schlicht die größte Blase seit dem Tulpenwahn im 17. Jahrhundert. Die Preise hatten sich binnen sechs Monaten fast verzehnfacht. Die meisten Käufer kauften nicht etwa ein Grundstück, um dort ein Gebäude zu errichten, sondern in der Hoffnung, es einige Wochen oder Monate später zu einem teureren Preis verkaufen zu können. Daxon war ziemlich früh eingestiegen, als die Grundstücke noch billig waren, und hatte sich auch selbst einige Parzellen gesichert.
„Damals sagten die meisten: ‚Du bist verrückt‘“, erzählte er seiner Freundin Alexa. Nachdem die Preise sich verfünffacht hatten, war er misstrauisch geworden und hatte die Hälfte der Grundstücke auf dem Mars verkauft und dies auch seinen Kunden geraten. Alexa wusste, dass Daxon stolz darauf war, oft genau dadurch eine Menge Geld verdient zu haben, dass er das Gegenteil von dem tat, was die Masse machte. „Glaubst du nicht, dass du zu früh verkauft hast?“, fragte sie und schien froh zu sein, den Zwischenfall mit Lena an der Uni vergessen zu können.
„Mag sein“, meinte Daxon und kippelte wieder auf dem Stuhl. „Aber ich traue der Sache nicht so recht. Manchmal habe ich das Gefühl, fast jeder will irgendetwas auf dem Mars kaufen, so viel wird da in den nächsten 100 Jahren nicht gebaut. Den perfekten Zeitpunkt erwischt man eh nicht. Man kann schon sehr zufrieden sein, wenn man in der Nähe von einem Tief kauft und in der Nähe von einem Hoch verkauft.“