Klimawirkung sichtbar machen: Wege zum 1,5-Grad-Haus

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Hannah Helmke, Gründerin und Geschäftsführerin von right°

Der Klimawandel ist vermutlich die größte existenzielle Bedrohung für die Menschheit. Dass es diese Bedrohung endlich mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt, ist mittlerweile den meisten bewusst geworden. Auch der Immobilienwirtschaft kommt dabei große Bedeutung zu, steht sie doch für etwa ein Drittel der CO2-Emissionen. Doch kaum jemand weiß, welche Klimawirkung der Betrieb der eigenen Wohnung oder des Wohninvestments wirklich hat – und mit welchen Maßnahmen man aus Klimaschutzsicht am effizientesten saniert.

Klimaeffizienz wird meist in Tonnen emittierten CO2-Emissionen gemessen. Aber wer kann sich darunter schon etwas vorstellen. Hin- und Rückflug von Frankfurt nach Rom sind etwa eine halbe Tonne. Ist das viel oder wenig? Welchen Einfluss hat eine Tonne CO2 überhaupt auf die Erwärmung des Klimas? Noch schwieriger wird es, wenn man bedenkt, dass auch der Zeitpunkt der Emission eine wichtige Rolle für die Wirkung einer Tonne CO2 auf die Erderwärmung spielt.

Emissionsmengen verraten wenig

Selbst wenn man es kompliziert berechnet hat, die Folgen von Emissionsmengen sind kaum nachvollziehbar. Auch dann nicht, wenn man einen Blick auf das verbleibende Budget bis zum Klimaziel von Paris wirft. Um 1,5 Grad Erderwärmung nicht zu überschreiten, bleiben noch etwas weniger als 300 Milliarden Tonnen übrig, die ausgestoßen werden können. Wie sehr eine Tonne CO2 da ins Gewicht fällt, bleibt sehr, sehr abstrakt. Tatsächlich verleitet das vermeintlich hohe Budget eher noch dazu, unbedarfter mit den persönlichen Konsequenzen fürs Klima umzugehen. Ganz nebenbei: Die richtige physikalische Einheit zur Messung der globalen Erderwärmung ist auch kein Kilogramm und keine Tonne, sondern Grad Celsius.

Auf Anschaulichkeit kommt es an

Aus diesem Grund werden neue Methodiken zur Veranschaulichung der Klimawirkung immer wichtiger: Die Rede ist vom „Temperature Alignment“. Die Grundlage dieser Methodik ist, das verbleibende Emissionsbudget als Grundlage für ein Modell zum Abbau von Emissionsausstoß zu nutzen und anhand dessen zu evaluieren, wie sehr sich der Planet erwärmen würde, wenn die ganze Welt dieselbe Klima-Performance hätte, wie die betrachtete Einheit. Die Folge daraus: Statt nur zu sehen, dass der Betrieb einer bestimmten Wohnimmobilie X Tonnen CO2 im Zeitraum Y generiert, wird dank des Temperature Alignment nachvollziehbar und vergleichbar, ob die Immobilie dem Ziel von maximal 1,5 Grad Erderwärmung entspricht – oder eben nicht.

Da diese Klimapfade oder Klimabudgets für alle Wirtschaftssubjekte errechnet worden sind, wird es außerdem möglich, die Klimaauswirkungen von ganzen Unternehmen, Branchen, Assets und Assetklassen untereinander vergleichbar zu machen.

Gerade für den Immobiliensektor, der als klimaintensiver Sektor strategisch wichtig für die Bekämpfung des Klimawandels sein wird, kann eine solche Transparenz entscheidende Bedeutung haben. Das betrifft gleichermaßen Neubauten, wo noch in der Planungsphase verschiedene Szenarien und die daraus jeweils resultierende Klimaerwärmung simuliert werden könnten, wie auch Bestandsimmobilien, bei denen die bestehende Klimawirkung über die Emissionsintensität der Immobilie schnell sichtbar gemacht werden kann.

Effektivere Maßnahmen dank Simulation

Welche Klimawirkung hat das Haus, das ich besitze oder bewohne? Ist es ein 3,0-Grad-, ein 2,0-Grad- oder ein Paris-konformes 1,5-Grad-Haus? Falls nicht, lohnt sich vielleicht eine energetische Sanierung. Doch womit sollte man dabei anfangen? Auch hierfür bietet Temperature Alignment einen Lösungsansatz, denn damit lassen sich auch verschiedene Sanierungsmaßnahmen simulieren. Für die Klimawirkung einer Maßnahme ist dabei nicht nur der CO2-Einspareffekt von Bedeutung, sondern auch der Zeitpunkt der Maßnahme beziehungsweise die Reihenfolge der Umsetzung eines Maßnahmenpakets, denn selten lässt sich alles gleichzeitig beheben. Für das Klima zählen nämlich nicht die Emissionen am Stichtag X in der Zukunft, sondern die Summe der Emissionen über den gesamten Zeitraum bis dahin.

Temperature Alignment-basierte Metriken erlauben es, mit wenigen Klicks zu ermitteln, welche Maßnahmen die wirkungsvollsten wären, um die Sanierung möglichst effizient und klimafreundlich zu gestalten – auch aus finanziellen Gesichtspunkten. Eventuell ist es eine neue Heizung, die das Haus vom 2,5-Grad- zum 1,5-Grad-Haus verwandelt, eventuell doch eher eine neue Fassadendämmung – oder beides, aber in welcher Reihenfolge? In der Simulation mittels Temperature Alignment fällt die Entscheidung leichter.

Die Übersetzung von Emissionsausstoß in Temperaturen ermöglicht es Immobilienbesitzern damit, sich gezielt mit den Auswirkungen ihrer Immobilien auf die Erderwärmung zu beschäftigen und zeitnah entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Immobilien für eine langfristige und 1,5°C-konforme Zukunft aufzustellen. Probieren Sie es selbst einmal aus.

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