Lichterfelde – Randlage mit Geschichte

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Lichterfelde ist ein eher unauffälliger Randbezirk im Süden der Millionenmetropole Berlin. Doch das war nicht immer so. In Lichterfelde wurde die Militärelite ausgebildet, die erste Straßenbahn installiert, der Fernseher erfunden und nicht zuletzt Forschungen in der Luftfahrt und der Botanik betrieben. Der Stadtteil ist also weit mehr als eine Randnotiz.

Villenkolonie Lichterfelde und die Preußische Hauptkadettenanstalt Obwohl bereits 1230 gegründet, trat Lichterfelde erst 1865 in den Fokus der Öffentlichkeit. Der Unternehmer Johann Anton Wilhelm von Carstenn erwarb damals die hochverschuldeten Rittergüter Giesendorf sowie Lichterfelde und gründete hier die Villenkolonie Lichterfelde. 1871 schenkte er dem Preußischen Staat 21 Hektar Land, um dort eine neue Kadettenanstalt zu errichten. Die Preußische Hauptkadettenanstalt bildete bis 1920 die Offiziere des Deutschen Heeres, der Reichswehr und schließlich der Wehrmacht aus. Damit wurde Lichterfelde schlagartig zu einem gehobenen Wohnviertel, denn die Familien der zukünftigen Offiziere suchten die Nähe der prestigeträchtigen Einrichtung. Zahlreiche Villen und herrschaftliche Häuser wurden errichtet und ein Haus in Lichterfelde wurde zu einer begehrten Adresse. Der Ortsteil ist vor allem im Westen und Osten geprägt durch gepflasterte Straßen, Alleen, kleine Plätze und die großen Gärten der Villen. Die Baustile sind dabei sehr vielfältig. Es sind wilhelminische, neoromanische und neogotische neben barocken und vom Jugendstil beeinflussten Häuser zu finden. Große Teile der Bebauung wurden nach dem Zweiten Weltkrieg wieder hergerichtet und stehen jetzt unter Denkmalschutz.

Die erste elektrische Straßenbahn
Außerdem wurde in Lichterfelde eine technische Weltneuheit eingeführt. Um die Kadettenanstalt mit dem heutigen Bahnhof Lichterfelde West zu verbinden, installierte Siemens & Halske 1881 die erste elektrisch betriebene Straßenbahn der Welt, die später im Straßenbahnnetz von Groß-Berlin aufging. Heute ist Lichterfelde von der S-Bahn erschlossen. Die Linie S1 verläuft im Westen des Stadtteils und verbindet Potsdam und Oranienburg. Die S25 durchzieht Lichterfelde am östlichen Rand und führt in 15 Minuten in das Berliner Stadtzentrum zum Brandenburger Tor. An der Trasse der S-Bahnlinie 25 liegt die Thermometersiedlung. Ihr Name geht auf die Wissenschaftler Celsius, Fahrenheit und Réaumur zurück, nach denen Straßen benannt wurden. Die Siedlung entstand in den Achtzigerjahren als typische Stadtrandbebauung. Neben Mehrfamilienhäusern finden sich hier auch Hochhäuser mit 22 Stockwerken. Insgesamt bietet die Siedlungbis zu 4.500 Menschen Wohnraum.

Fliegeberg und Fernseh-Villa
Unweit der Thermometersiedlung findet sich der Fliegeberg. Von dort aus unternahm Otto Lilienthal ab 1894 Flugversuche. Er wohnte im damaligen Groß-Lichterfelde und ließ den Hügel aufschütten, der heute Teil des Lilienthalparks in Lichterfelde-Süd ist. In Lichterfelde-Ost steht die Villa Folke Bernadotte aus dem Jahr 1875. In diesem Gebäude gelang Manfred von Ardenne in den 1930er Jahren die erste elektronische Fernsehübertragung. Er baute die Villa eigens für seine Experimente um, unter anderem entstand ein acht Meter hoher Raum im Keller, in der die Fernsehröhre getestet wurde. Heute wird das Haus von einer gemeinnützigen Einrichtung genutzt und dient als Treffpunkt und Raum für Veranstaltungen und Kurse.

Die Welt in einem Garten
Der Botanische Garten liegt an der nördlichen Spitze von Lichterfelde und bildet die größte Grünfläche im Ortsteil. Bis heute ist er der größte botanische Garten in Deutschland. Ende des 19. Jahrhunderts wurde er von Adolf Engler, dem ersten Direktor gegründet. 1904 waren die Außenanlagen soweit gediehen, dass der Garten eröffnet wurde. Er teilt sich in einen Freibereich und 14 Gewächshäuser, die in unterschiedliche geografische Zonen unterteilte Pflanzenarten beherbergen. Herzstück ist das große gläserne Tropenhaus. Mit 30 mal 60 Metern Grundfläche und einer Höhe von 23 Metern gehört das Tropenhaus zu den größten Gewächshäusern der Welt. Im Sommer oder Winter können Besucher dort eine große Vielfalt an Pflanzen aus den Tropen in Amerika, Afrika, Asien und Australien bewundern, die alle unter einem Dach versammelt sind. Neben Palmen gibt es Bäume, Farne, Lianen aber auch Kürbisgewächse und Bambus zu bestaunen. Im Freibereich kann man durch die Landschaften der gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel spazieren und mit einem Rundgang die Pflanzenwelt Europas, Amerikas und Asiens erleben. Schließlich stehen im Arboretum auf 14 Hektar alle erdenklichen Baumund Straucharten mit 1.800 verschiedenen Vertretern. Ein deutlich kleinerer Park am anderen Ende von Lichterfelde ist der Schlosspark Lichterfelde. Er ist gut 2,5 Hektar groß und umschließt das Gutshaus Lichterfelde, in welchem Johann Anton Wilhelm von Carstenn residierte, während er das umliegende Gebiet ausbaute. Es wird daher auch Carstenn-Schlösschen genannt. Im Schlosspark liegt ein Naturschutzgebiet, welches einen Teil des ehemaligen Bäketals beinhaltet und seit 1923 das älteste Naturschutzgebiet in Berlin ist.

Durchschnittliche aber heterogene Mieten
Der Wohnmarktreport von CBRE und der Berlin Hyp zeigt, dass sich das Mietniveau in Lichterfelde um den Bezirksdurchschnitt und das Berliner Mittel gruppiert. Die vier erfassten Postleitzahlgebiete Lichterfelde-West, -Süd und Ost sowie Unter den Eichen selbst sind eher heterogen. Lichterfelde-West sticht dabei heraus, hier liegen die Mieten aller Marktsegmente im Schnitt fast einen Euro höher als in den anderen Gebieten, was auf die Nähe zu den gehobenen Ortsteilen Dahlem und Zehlendorf zurückzuführen ist. Besonders deutlich wird der Unterschied im oberen Marktsegment. Hier liegen zwischen dem günstigeren Lichterfelde-Süd mit 10,99 Euro pro Quadratmeter und Lichterfelde-West mit 14,12 Euro pro Quadratmeter über drei Euro. In Lichterfelde-Ost und Unter den Eichen sind es jeweils 11,17 bzw. 11,81 Euro pro Quadratmeter. Das untere Marktsegment ist eher homogen, die Mieten bewegen sich zwischen 5,57 Euro pro Quadratmeter in Lichterfelde-Süd und sechs Euro pro Quadratmeter in Lichterfelde-Ost sowie Unter den Eichen.

Große Wohnungen und hohe Wohnkosten
Lichterfelde-Ost mit seinen noch erhaltenen Villen verfügt mit durchschnittlich 86 Quadratmetern über die größten Wohnungen im Ortsteil, gefolgt von Lichterfelde-Süd mit 84 Quadratmetern und Lichterfelde-West sowie Unter den Eichen mit 79 bzw. 73 Quadratmetern. Wie zu erwarten, sind die Wohnkosten in Lichterfelde-West mit 960 Euro pro Monat am höchsten. Durch die starke Kaufkraft von durchschnittlich 4.039 Euro pro Monat liegt die Wohnkostenquote jedoch nur bei 23,8 Prozent. Anders sieht es in Lichterfelde-Süd aus. Hier liegen die Wohnkosten mit 913 Euro pro Monat etwas niedriger, da jedoch die Kaufkraft im Schnitt 3.202 Euro pro Monat beträgt, liegt die Wohnkostenquote bei 28,5 Prozent.

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