Reihenhäuser sind wieder gefragt
Herr Stüber, Sie entwickeln derzeit ein sehr großes Reihenhaus-Projekt in Berlin. Warum glauben Sie, dass das Reihenhaus eine Zukunft hat?
Reihenhäuser werden zurzeit verstärkt nachgefragt – und das hat gute Gründe. Immer mehr junge Familien mit geregeltem Einkommen versuchen den Spagat zwischen urbanem Leben und dem Wohnen im Grünen. Viele von ihnen entscheiden sich daher für ein Reihenhaus am Stadtrand. Insgesamt wachsen die Speckgürtel der Metropolen sogar schneller als die Metropolen selbst, wie neuste Zahlen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung zeigen. Ein gutes Beispiel für diesen Trend ist der Vorort Teltow am Rande Berlins. Dort schließen wir gerade ein Projekt mit 93 Reihenhäusern ab. Laut der Studie des Bundesinstituts ist Teltow der am drittschnellsten wachsende Ort in ganz Deutschland hinter Unterföhring und Feldkirchen bei München. Allein zwischen 2008 und 2013 hat die Bevölkerung dort um rund 15 Prozent zugenommen. Demografisch gesehen, spricht also alles für Reihenhäuser.
Und das schlägt sich auch in den Renditen nieder?
Im direkten Vergleich zu Eigentumswohnungen sind die Renditen von Reihenhäusern durchaus vorzeigbar. Wie das Ratinghaus FERI EuroRating Services am Beispiel der deutschen Hauptstadt errechnet hat, lagen die Mietrenditen für Berliner Reihenhäuser zwischen 2010 und 2014 bei jährlich etwas über sechs Prozent. Privatvermieter klassischer Geschosswohnungen mussten sich mit deutlich weniger zufrieden geben. Ihre Mietrenditen lagen im selben Zeitraum zwischen 3,7 und 3,9 Prozent.
Wo sehen Sie die Gründe für das Ertragsplus?
Ein wichtiger Grund sind vor allem die dramatisch gestiegenen Preise in den besonders begehrten Innenstadtlagen. Diese haben dazu geführt, dass die Renditen in diesem Segment unter Druck geraten sind. Dies gilt umso mehr für jene Großstädte, in denen die Kaufpreise für zentrumsnahe Wohnungen in den vergangenen Jahren weitaus schneller gestiegen sind als die Angebotsmieten. Zu der vergleichsweise besseren Performance von Reihenhäusern hat aber auch die wachsende Nachfrage nach Wohnraum in den Speckgürteln der Großstädte beigetragen, die weiterhin auf ein knappes Angebot trifft.
Soviel zur Marktlage. Liegen im Vergleich zur „klassischen“ Eigentumswohnung die größten Unterschiede bei der Bewirtschaftung?
Vor allem in den Folgerisiken nach dem Immobilienkauf. Hier fährt der Reihenhaus-Käufer deutlich besser. Warum? Verwaltungsausgaben, Instandhaltungsmaßnahmen oder Kosten bei Mieterwechseln können schnell die Rendite mindern. Zwar sind Reihenhäuser hiervon nicht völlig ausgenommen, aber viele Risiken sind bei ihnen schwächer ausgeprägt als bei Eigentumswohnungen. Stichwort Instandhaltung: Häufig lässt sich beobachten, dass die Mieter von Reihenhäusern mit der Zeit eine stärkere persönliche Bindung mit Haus und Garten entwickeln als Mieter von Wohnungen. Das liegt vor allem daran, dass Häuser ihren Bewohnern ein völlig anderes Wohngefühl bieten. In der Praxis gehen die Bewohner daher weitaus sorgsamer mit „ihrem“ Reihenhaus um. Auch die Mieterfluktuation ist bei Reihenhäusern in der Regel geringer als bei Wohnungen. Wird die Wohnung zu klein, weil sich die Familie vergrößert oder der Arbeitsort ändert, denken Wohnungsmieter eher an einen Auszug als Hausbewohner. Das zahlt sich für den Vermieter aus, denn er hat seltener Mietausfälle durch Leerstände und somit geringere Neuvermietungskosten.
Vielen Dank für das Interview.