Stadtteilporträt Westend: Veranstaltungsort und Ruheinsel zugleich

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Auch wenn der Ortsteil Westend namentlich vielen Deutschen und Europäern vielleicht kein Begriff ist, so kennen sie doch das Olympiastadion, die Waldbühne und das Internationale Congress Centrum (ICC). Denn diese Veranstaltungsorte sind über die Grenzen der Hauptstadt hinaus bekannt. Die Heimspiele des Bundesligisten Hertha BSC, die Konzerte von Künstlern wie den Rolling Stones oder den Berliner Philharmonikern und Messen wie die Internationale Funkausstellung IFA locken jedes Jahr Tausende Touristen und Einheimische in den nordwestlichen Ortsteil des Berliner Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Bewohner des Ortsteils schätzen Westend jedoch nicht nur als Veranstaltungsort, sondern vor allem als Ruheinsel im Berliner Stadtgebiet.

Besuchermagnet

Mit dem ICC, dem Olympiastadion und der Waldbühne befinden sich gleich drei begehrte Veranstaltungsorte der Hauptstadt in Westend. Das ICC ist einer der beliebtesten Tagungsorte in Berlin und eines der größten Kongresshäuser der Welt. Hier finden jedes Jahr internationale Veranstaltungen wie die Grüne Woche, die Internationale Tourismusbörse und die Internationale Funkausstellung statt. Aufgrund der überdurchschnittlichen Buchungssituation platzt das ICC mittlerweile aber aus allen Nähten. Mit der Errichtung eines Neubaus und der Sanierung des 30 Jahre alten Gebäudekomplexes sollen die Kapazitäten für große Kongresse bis 2016 weiter ausgebaut werden.

Die Waldbühne gilt als eine der schönsten Freilichtbühnen Europas und ist regelmäßig Ort diverser Open-Air-Veranstaltungen. In Anlehnung an das antike griechische Theater in Epidauros steigen die Sitzränge mit zunehmender Entfernung von der Bühne an. Früher wurde die Waldbühne als Freilichtkino und Boxarena genutzt. Heute ist sie ein populärer Ort für Rock-, Pop- und Klassikkonzerte.

Das Olympiastadion wurde Mitte der 1930er Jahre anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1936 in Deutschland erbaut. Für die Fußballweltmeisterschaft 2006 wurde es grundlegend saniert und erhielt ein weitgespanntes Dach. Bis zu 70.000 Zuschauer können dort regelmäßig die Heimspiele des Fußballclubs Hertha BSC verfolgen.

Ebenso wie das ICC, die Waldbühne und das Olympiastadion zählt der Berliner Funkturm zu den bekannten Bauwerken im Ortsteil Westend. Er wurde von 1924 bis 1926 auf dem Areal des Berliner Messegeländes erbaut und steht heute unter Denkmalschutz. Mit einer Höhe von 147 Metern ist er nicht nur eines der berühmtesten Wahrzeichen Berlins, sondern auch ein Symbol für die Ingenieurbaukunst in Deutschland. Ursprünglich als reiner Sendemast entworfen, ist der Funkturm heute mit einem Restaurant auf 52 Metern Höhe und einer Aussichtsplattform auf 125 Metern Höhe ein beliebtes Ausflugsziel.

Von der Gaststätte zur Villenkolonie

Das Ziel, eine Villenkolonie nach dem Vorbild des Londoner Stadtteils „Westend“ zu errichten, war die Geburtsstunde des gleichnamigen Berliner Ortsteils. In den 1860er Jahren erwarb die „Westend Kommanditgesellschaft“ große Flächen, parzellierte diese und verkaufte sie bebaut oder unbebaut weiter. Vor allem in der Ahorn- und in der Lindenallee entstanden so in den folgenden Jahren die ersten noblen Wohnhäuser.

Zuvor ließ die Bebauung lange auf sich warten. Zunächst galt der 1840 von einem bayerischer Bierbrauer an der heutigen Kreuzung Reichsstraße/Spandauer Damm eröffnete Ausschank „Spandauer Bock“ mit seinem wunderbaren Blick auf die Natur und die Stadt als beliebtes Ausflugsziel.

Mit der Vollendung der Ringbahn und der Eröffnung des Bahnhofs Westend 1877 verbesserte sich die Verkehrssituation wesentlich. Die darauf folgende Bevölkerungsexplosion führte dazu, dass bis zur Jahrhundertwende das ursprünglich parzellierte Gelände vollständig bebaut wurde. Mit dem weiteren Ausbau des Nahverkehrs nach der Jahrhundertwende entstanden neue Ortslagen. Die Unterschiede zwischen dem alten und dem neuen Westend sind bis heute erkennbar. So verläuft die Straßenführung im alten Ortsteil rechtwinklig, während in den neueren Regionen geschwungene Linien dominieren. Auch die Gebäude zeugen von den zeitlichen Unterschieden. Statt wie das alte Westend mit Villen wurde Neu-Westend überwiegend mit Miets- und Reihenhäusern bebaut.

Ortslagen mit einer besonderen Atmosphäre

Da das alte Westend eines der ältesten Berliner Villengebiete ist, gibt es bereits seit 1985 eine Erhaltensverordnung zum Schutz der städtebaulichen Eigenart. Diese soll den Bestand der Villen, Jugendstilhäuser und Fachwerkbauten sicherstellen. Schließlich weisen die Gebäude in Westend zahlreiche bauliche Besonderheiten auf. So erscheint die Villa in der Lindenallee 35 wie ein barockes Schloss, und das Haus in der Ahornallee 47 zeigt Elemente der klassizistisch farbig gefassten Bauernromantik. Insgesamt stehen in Westend mehr als 240 Objekte unter Denkmalschutz, darunter Baudenkmäler, Bauensembles und bauliche Gesamtanlagen.

Geschäfte und Einkaufszentren sucht man im Villenviertel übrigens vergebens. Die Reichsstraße, die vom Theodor-Heuss-Platz zum Spandauer Damm führt, lädt zum Bummeln und Einkaufen ein. Zweimal im Jahr wird dort von den ansässigen Einzelhändlern und Gewerbetreibenden das Reichsstraßenfest veranstaltet.

Weniger prachtvoll, aber dennoch gut ausgestattet sind die Miets-, Reihen- und Einfamilienhäuser in Neu-Westend. Die in den 1920er Jahren errichteten Reihenhäuser in der Westendallee wurden ganz im Stil der Neuen Sachlichkeit errichtet. Dieser Stil findet sich auch in den Siedlungen Eichkamp und Heerstraße wieder, die unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg von Max Taut für Arbeiter und Beamte mit niedrigen Einkommen entworfen und errichtet wurden. Die Siedlungen sind hauptsächlich mit Reihen- und Doppelhäusern bebaut. Die vielen Bäume sowie die schmalen Siedlungsstraßen und Wirtschaftswege verleihen den Quartieren einen besonderen Charme.

Hohe Angebotsmieten

Der Ortsteil Westend bietet seinen Bewohnern großzügige Wohnungen, kurze Wege in die Innenstadt – und hohe Mieten. Der Mittelwert der Angebotsmieten liegt im alten Westend im oberen Drittel von ganz Berlin. Nicht ganz so teuer, dafür aber etwas abgelegener ist die Siedlung Eichkamp. Sehr billige Wohnungen sucht man im gesamten Ortsteil jedoch vergeblich, denn selbst die Angebotsmittelwerte für das unterste Zehntel des Marktes liegen überall höher als fünf Euro pro Quadratmeter. Im obersten Marktsegment werden im westlichen Westend mittlere Angebotsmieten von über 15 Euro pro Quadratmeter erreicht. Da die Kaufkraft durch den hohen Anteil an Rentnern, Pensionären und Ein-Personen-Haushalten nicht übermäßig hoch ist, überrascht es kaum, dass die Wohnkostenquote mit Werten von 25 bis mehr als 30 Prozent deutlich über dem Berliner Durchschnitt von 24,4 Prozent liegt.

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