Tempelhofer (Konflikt-) Feld
Eine weitläufige Freifläche mitten in Berlin, die aus Sicht von Investoren und Regierung hervorragend für den Wohnungsbau geeignet ist – doch trotz Wohnraumknappheit in der Stadt und steigender Mieten wehren sich die Berliner gegen die Bebauung. Was wie ein unglaublicher Widerspruch klingt, ereignet sich aktuell in Berlin.
Gegenstand der Diskussion ist das Tempelhofer Feld, das Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof.
Auf einer Seite stehen die Befürworter einer Bebauung, darunter der Berliner Senat. Sie sehen vor allem die Potenziale, die es für den Wohnungsbau bietet. Mit seiner interessanten Historie, der inner-städtischen Lage und der guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr hat das Tempelhofer Feld den übrigen rar gesäten Baugrundstücken Berlins etwas voraus. Neben Gewerbeflächen und einer neuen Zentral- und Landesbibliothek könnten hier bis 2022 bis zu 4.700 Wohnungen entstehen. Das gibt die Tempelhof Projekt GmbH bekannt, die im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt und gemeinsam mit der Grün Berlin GmbH die Entwicklung des Tempelhofer Feldes plant.
Demnach sind viele kleinere Wohnungen geplant, die der hohen Nachfrage nach Singlewohnungen entgegenkommen sollen. Außerdem sehen die Planer Studentenwohnungen, eine große Zahl an Familienwohnungen, genossen- schaftlichen Wohnungen und einige generationsübergreifende Wohnprojekte vor. Die Bebauung soll sich dabei nur auf den Rand des Feldes beschränken, der Rest des Areals soll frei bleiben.
Der Bürgerinitiative „100 Prozent Tempelhofer Feld“ ist das jedoch nicht genug. Sie will das komplette Areal in seinem aktuellen Zustand erhalten. Die Berliner sollen dort weiterhin Sport treiben und sich erholen können. Um ihre Ziele durchzusetzen, startete die Initiative Ende 2013 ein Volksbegehren gegen die Bebauung. Es war erfolgreich: Mehr als 185.000 gültige Unterschriften kamen zusammen. Die meisten davon kamen von Berlinern aus Friedrichshain-Kreuzberg, Tempelhof- Schöneberg und Neukölln. Mit dem Wahlergebnis ist nun der Weg frei für einen Volksentscheid zur Bebauung des Tempelhofer Feldes. Zeitgleich mit der Europawahl entscheiden die Berliner am 25. Mai darüber, ob das Feld in seinem bisherigen Zustand erhalten bleibt oder bebaut wird. Der Berliner Senat und die Investoren sprechen sich derweil deutlich für eine Bebauung aus.